In der Samstagausgabe vom 28. Mai 2016 des Bieler Tagblatt erläutert der Mitgründer und Partner von YOVEO, Andreas Herren, seine Einschätzung zum Thema Video und gibt einen Einblick in das Unternehmen. Den ganzen Artikel haben wir unten stehend noch eingefügt (Originalbeitrag in der Online-Ausgabe des Bieler Tagblatt nur via Paywall erreichbar.)
Vollständiger Artikel im Bieler Tagblatt vom 28. Mai 2016:
Langeweile im Fünfjahrestakt
Kein Unternehmen wird sich der Kommunikation via Video entziehen können, ist sich Andreas Herren sicher. Der Lüscherzer ist Teil eines preisgekrönten Start-ups, das dieses Szenario zur Geschäftsidee gemacht hat.
Esthy Rüdiger
Hauptbahnhof Zürich. Ein riesiger Bildschirm hängt über der acht Meter breiten Bühne, die Zuschauermasse schaut gebannt auf das Geschehen. Neben der Bühne Cafés, dahinter ein grosser Menschenauflauf und einfahrende Züge. Auf der Bühne hüpft eine Person aus dem Publikum hin und her, sie trägt eine klobige Virtual- Reality-Brille. Damit wähnt sich der Träger inmitten des Alls und spielt mit eigenem Körpereinsatz eine Neuinterpretation des Computerspielklassikers «Space Invaders». Da es sich beim aufwändig inszenierten Geschehenum die Lancierung des neuen Smartphones Samsung Galaxy S7 handelt, wurde das Spiel sinnigerweise in «Galaxy Invaders» umgetauft.
Die Szenerie konnte man im Februar dieses Jahres direkt vor Ort erleben – oder aber sie live am Computer zuhause verfolgen. Mit dem Samsung-Launch-Event wurde zum ersten Mal in der Schweiz eine 360-Grad-LiveÜbertragung durchgeführt. Mit sechs Kameras wurde vor Ort gefilmt, um den Online-Zuschauern in Echtzeit den Anlass aus allen Richtungen zu streamen, als wären sie selbst vor Ort. Diese Art der Liveübertragung klingt nach Zukunftsmusik, werde aber bald schon zum Standard, ist der Lüscherzer Andreas Herren überzeugt. Sein Start-up Yoveo steht hinter der 360-Grad-Übertragung.
Wenn der Pioniergeist zieht
Die Welt des Bewegtbildes ist das Geschäft von Yoveo. Das Zürcher Start-up vereint die drei Kernkompetenzen der Gründer: Marc Lottenbach, ehemaliger Head of Portal bei Bluewin und Ex-Verlagsleiter von 20 Minuten Online, ist mit Internetportalen bestens vertraut. Marco Demont, einstiger Initiant von TV 2.0 Summit, früherer Journalist und PR-Leiter der Postfinance, gilt als Fachmann in Sachen Content Marketing und Videoproduktion. Und Andreas Herren als dritter im Bunde verfügt über fundiertes IT Wissen.
Der Seeländer ist seit Jahren für Firmen im IT-Bereich tätig. Unter seiner Leitung wurde etwa der Streaming-Dienst des Schweizer Fernsehens aufgebaut, zuletzt war er für SwissTXT in Biel tätig. Sein Pioniergeist hat ihn jedoch stets gedrängt, weiterzuziehen. «Nach etwa fünf Jahren wird mir jeweils langweilig und ich will wieder etwas Neues anreissen », sagt Herren.
Videos zur Kommunikation
So gründete er mit Demont und Lottenbach im März vergangenen Jahres die Firma Yoveo. «Ich war und bin überzeugt, dass in Zukunft sämtliche Firmen mit Videos kommunizieren werden», so Herren. Es gebe genügend Hinweise, dass der Konsument von Morgen vorwiegend über Videos erreicht wird. «Wenn Teenager von heute eine Bedienungsanleitung suchen oder etwas wissen wollen, schlagen sie es nicht in einem Buch nach, auch Google ist zweitrangig. Sie suchen sich ein Tutorial auf Youtube.» Informationen würden per Video viel schneller und einfacher übermittelt, so Andreas Herren. Deshalb entwickelt das Start-up Strategien für Unternehmen, wie sie Videos einsetzen können, intern wie extern. Eine Möglichkeit bieten interaktive Videos: Filme, bei denen der Inhalt mit grafischen Elementen, zusätzlichen Videos und Kapiteln angereichert wird. So wird der Zuschauer beispielsweise in einem Film – je nach Belieben im Eil- oder im Schritttempo – durch Zürich geführt. Beim Primetower findet der Zuschauer eine Infografik zum Gebäude, ehe er zum Opernhaus in Zürich gelangt. Dort kann er sogleich Tickets bestellen. «So entstehen komplett neue Erzählund Nutzungsformen», sagt Herren.
Eine Alternative sind Videos mit personalisierten Elementen. So wird im Film etwa das Tattoo des Protagonisten einem beliebigen Text angepasst, ebenso weitere Textmotive im Clip. «Auf diese Weise können Firmen ihren Kunden per Video individuelle und massgeschneiderte Angebote unterbreiten», so Herren. Mit dieser Art von Angebot und Marketing konnte Yoveo schon einige grosse Namen als Kunden gewinnen. Dazu gehören nebst Samsung unter anderem auch Zürich Flughafen, Lidl, Grossbanken und Verbände.
Award für ein Nebenprodukt
Erst im Mai konnte das junge Startup einen internationalen Preis entgegennehmen. Die drei Unternehmer erreichten am World Media Festival in Hamburg unter 300 Bewerbern aus 44 Nationen den zweiten Rang in derKategorie «Events and Live Webcasts . Unter den Teilnehmern fanden sich auch grosse Namen wie BBC, Audi oder Ikea. «Mit dem Preis hätten wir überhaupt nicht gerechnet. Aber für ein so junges Unternehmen ist es schön, bereits Anerkennung für die Arbeit zu erhalten», so Herren. Dabei holte sich das Startup den Silberaward eigentlich nur mit einem Nebenprodukt: Mit Yoveo- tv.ch bietet die Firma einen Streamingdienst an, der speziell bei Randsportarten grosses Potenzial hat. Die Verbände wurden von Yoveo für die Videoproduktion geschult und übertragen über das Portal Matches, inklusive Interview-Einspieler. Dies ist insbesondere für jene Sportarten interessant, die sich professionelle Aufzeichnungen in der Schweiz nicht leisten können, etwa Handball oder Basketball. Auf diese Weise wurden im vergangenen Jahr bereits über 300 Matches via Yoveo-tv.ch übertragen.
Von 130’000 Nutzern wurden in dieser Zeit über fünf Millionen Streaming-Minuten konsumiert. «Durch dieses Streaming bauen die Clubs und Ligen ihre eigene Community auf und erreichen ein grösseres Publikum», sagt Herren. Dadurch steigt auch die Attraktivität für Sponsoren und Medien. Eine 360-Grad-Übertragung, wie sie im Zürcher Hauptbahnhof produziert wurde, ist bei solchen Sport-Aufzeichnungen noch undenkbar.
Herren hingegen ist überzeugt, dass sich die technischen Errungenschaften der nächsten Jahre überschlagen werden. Dies ist denn auch der Grund, warum sich Andreas Herren nicht ganz sicher ist, ob es ihn – wie bisher üblich – nach fünf Jahren bereits wieder zur nächsten Herausforderung zieht. «Die Branche und die Möglichkeiten verändern sich so stark, dass mich die Langeweile in fünf Jahren vielleicht noch nicht eingeholt hat.»
Hier der vollständige auf der Webseite vom Bieler Tagblatt